St. Gertrudis lädt herzlich ein zur Ausstellung
„Mit dem Flügelschlag eines Engels“
Der Video- und Medienkünstler Bernd Conrad
präsentiert neben eigenen Videoprojektionen
eine Auswahl von Gemälden aus dem umfangreichen künstlerischen Nachlass
von Elfriede Raguschke und Bernhard Conrad, seinen Eltern.
Elfriede Raguschke
1930 – 2022) studierte ‚Angewandte Grafik‘ an der Werkkunstschule
Dortmund von 1958-1961. 1961 gewann sie den 1. Preis der IHK Dortmund für grafische
Gestaltung. Seit 1960 hat sie ihre vom Geist der Humanität getragenen Kunst, die mit
eigenwilligem Stil zwischen lyrischer Abstraktion und neuer Figuration oszilliert, in zahlreichen
Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert, u.a. im Rahmen der deutsch-polnischen Aussöhnung
mit Einzelausstellungen in Lodz und Kalisz. Seit den frühen 80er Jahren war sie Gründungsmitglied
des Hammer Künstlerbundes und des Ahlener Kunstvereins. St. Gertrudis zeigt eine Auswahl aus
ihrem 5o-jährigen Schaffen, vornehmlich die Gemälde mit religösen Motiven, welche sehr gut in
das Ambiente der Kunstkirche passen.
Bernhard Conrad
(1936 – 1998) schloss 1960 sein Studium der ‚Freien und angewandten Malerei‘
an der Werkkunstschule in Dortmund ab. Dort besuchte er die ‚Freie Maler-Klasse‘, die von Gustav
Deppe, einem Mitglied der Künstlergruppe ‚Junger Westen‘, eingerichtet worden war. Fotografien
aus dieser Zeit zeigen das innige Verhältnis von Bernhard Conrad zu seinem Meister. Zeitlebens hat
er sich in der Tradition des ‚Jungen Westens‘‘ der informellen Malerei und der ‚Befreiung der
Farbe‘ verschrieben. ‚Malerei dient nicht dem Ich, Malerei bin ich‘, lautete sein Credo zu seiner
letzten Einzelausstellung ‚Standpunkte‘ im Maxipark Hamm 1997.
Auch er war ein tatkräftiger Mitgründer des Hammer Künstlerbundes und des Ahlener
Kunstvereins. Seine Werke stellte er einem breiten Publikum durch zahlreiche Ausstellungen in
NRW und in Polen vor. Leider ist er früh nach kurzer Krankheit 1998 verstorben und seine Werke
sind seither nur selten ausgestellt worden.
St. Gertrudis gibt seit mehr als 20 Jahren zum ersten Mal wieder den Blick auf sein Werk frei und
zeigt einen Querschnitt aus Bernhard Conrads vielschichtiger, nicht immer informeller Malerei aus
seiner 40-jährigen Schaffenszeit mit unterschiedlichen Werkphasen.
Ein Leitfaden, der sie verbindet, ist ebenso in der Tradition der Bauhaus-Schüler verankert. Er spürt
intuitiv dem Widerspruch nach zwischen der techno-luziden Ausgestaltung unserer Lebenswelt im
Gegensatz zu den ‚ursprünglich unbändigen, spontanen und uns zuweilen chaotisch anmutenden
Gestaltungskräften in der Natur‘. Er nannte dies den ungelösten Widerspruch zwischen ‚Emotio und
Ratio‘, was ‚ein Grundproblem unserer Zivilisation und in der menschlichen Seele‘ sei.
Bernd Conrad
Jahrgang 1961, studierte von 1982 – 1991 ‚Freie Kunst‘ an der Kunstakademie
Münster bei Prof. Lutz Mommartz in der Film- und Medienklasse und ist seitdem als Video-,
Klang- und Medienkünstler in der Region aktiv.
In Dortmund zeigte er zuletzt 2019 in der Marienkirche eine Videoinstallation zum dortigen
Altarbild, eine Hommage an den mittelalterlichen dortmunder Künstler Conrad von Soest.
Bernd Conrad verbindet das Thema Kunst und Religion mit dem Lebenswerk seiner Eltern und
zeigt in St. Gertrudis erneut seine Projektion „Cherubin und Serafin“ zum dortmunder Marienaltar
im Kontext zur Malerei der älteren Generation.
Die Ausstellung in St. Gertrudis
bietet den Besuchern einen Einblick in den lebenslangen Dialog
zwischen den Generationen und ihrer jeweiligen künstlerischen Positionen.
Im Laufe der gesamten Ausstellung bis Anfang April 2026
sind Lesungen, Performance, Klangkunst- und Videoinstallationen geplant,
die den Dialog über die Grenzen der Generationen
und der verwendeten Medien hinaus weiterführen sollen.